Regiosaatgut für Sachsen-Anhalt: Wildpflanzensaatgut aus der Region zur Erhaltung der biologischen Artenvielfalt

Die Pflanzenwelt in Sachsen-Anhalt hat sich über lange Zeiträume an regional unterschiedliche geografische und klimatische Besonderheiten angepasst. So unterscheiden sich beispielsweise die natürlich vorkommenden Pflanzengemeinschaften in den Altmoränenlandschaften im Norden Sachsen-Anhalts von denen in den südlicheren Mittelgebirgslandschaften und fruchtbaren Lössebenen.

Bedingt durch die insbesondere in den letzten 50 Jahren stark intensivierte Landwirtschaft ist in Sachsen-Anhalt der Grünlandanteil in der offenen Kulturlandschaft leider stark zurückgegangen.

Umso wichtiger ist der Erhalt und die Förderung der regionalen genetischen Artenvielfalt in unserem Land.

Regiosaatgut zur Erhaltung der natürlichen regionalen Artenvielfalt

Bei Regiosaatgut handelt es sich um autochthones, d.h. gebietseigenes Saatgut, das aus der Region stammt, in der es später wieder ausgesät werden soll. Entsprechend der Regelungen des zum 01.03.2010 in Kraft getretenen novellierten Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG § 40 Abs. 4) soll z. B. bei Renaturierungsmaßnahmen in freier Landschaft oder auch bei der Begrünung von Straßenböschungen grundsätzlich nur noch Regiosaatgut verwendet werden, um die biologische Vielfalt und das natürliche Artenspektrum einer Region zu schützen und zu erhalten.

In der Zusammenarbeit von Experten und Behördenvertretern wurde 2010 ein bundeseinheitliches Regiosaatgutkonzept entwickelt, nach dem Deutschland entsprechend der naturräumlichen Gliederung in 22 Ursprungsgebiete* (Regionen) eingeteilt wurde.

Sachsen-Anhalt umfasst die Ursprungsgebiete 4 (Ostdeutsches Tiefland), 5 (Mitteldeutsches Tief- und Hügelland) und 6 (Oberes Weser- und Leinebergland mit Harz) sowie in geringen Umfang auch das Ursprungsgebiet 1 (Nordwestdeutsches Tiefland).

Im Rahmen des Regiosaatgutkonzeptes wurde zudem je Ursprungsgebiet eine sogenannte Positivliste erarbeitet, in der nur Arten enthalten sind, die im jeweiligen Ursprungsgebiet auch regionaltypisch vorkommen. Durch die ausschließliche Verwendung dieser Positivliste soll eine Verfälschung der regionalen Floren durch das Ausbringen nicht-regionaltypischer Arten verhindert werden.

Grundlage für die Herstellung von Regiosaatgut bildet das sogenannte Ausgangssaatgut, das wir je Ursprungsgebiet auf mindestens 5 geeigneten Spenderflächen mit regionalen Wildpflanzen sammeln und anschließend regional über mehrere Generationen zwischenvermehren.


  Erfahren Sie mehr auf den folgenden Seiten über die Herstellung von Regiosaatgut!


* Auf den Webseiten der Leibniz Universität Hannover finden Sie einen Kartendienst, mit dessen Hilfe Sie feststellen können, in welcher Herkunftsregion Ihre geplante Begrünungsfläche liegt. Diesen Kartendienst erreichen Sie über den folgenden Link: https://regionalisierte-pflanzenproduktion.de/maps/